Qualitätsstandard 8: Feedbackgespräch
Am Schluss eines Assessments geben wir den KandidatInnen eine kurze Rückmeldung zu zwei bis drei beobachteten Eigenschaften. Danach werden die Beobachtungen zusammengetragen und die überarbeiteten Ergebnisse in einem Bericht festgehalten. Dabei achten die AssessorInnen auf eine objektive, valide und demzufolge faire Darstellung. Sie möchten den KandidatInnen gerecht werden, offen auf die positiven wie auch negativen Verhaltensweisen eingehen, aber auch wohlwollend und wertschätzend bleiben. Der Lerneffekt soll möglichst angemessen und nachhaltig sein – ungeachtet der Empfehlung im Hinblick auf die zu besetzende Stelle. Nach Einsicht des Berichts, wünschen die KandidatInnen in den meisten Fällen ein detailliertes Feedbackgespräch. Für die AssessorInnen stellt sich die Frage, unter welchen Bedingungen die KandidatInnen, ungeachtet der Ergebnisse, ein Feedback gut annehmen können.
Trotz aller Bemühungen kann ein einwandfreier Bericht von den KandidatInnen hinterfragt und manchmal anders interpretiert werden als erwartet. Solche Situationen kommen gerade bei eher negativen Verhaltensbeobachtungen zum Tragen. Obwohl eine Art Laborsituation geschaffen wurde, können in einem Feedbacksetting teilweise unbekannte multifaktorielle Merkmale eine Rolle spielen. In welcher beruflichen und/oder privaten Situation befinden sich die KandidatInnen? Inwiefern beeinflussen die Umgebung und/oder die involvierten Persönlichkeiten das Geschehen? Der Fokus auf das Wesentliche ist bei der Kompetenzbeurteilung essentiell, aber nicht ausreichend. Persönlichkeits- und Umgebungsfaktoren sollen mitberücksichtigt, im freien Interview bestmöglich in Erfahrung gebracht werden und in die Vorbereitung des Feedbackgesprächs miteinfliessen. Zudem bewährt es sich, auf eine mögliche Diskrepanz hinsichtlich der Selbst- und Fremdwahrnehmung zu verweisen.
Unsere Erfahrung zeigt, dass der Erfolg eines Feedbackgesprächs nicht immer berechenbar ist. Deshalb ist es wichtig, sich weiterführende Gedanken zu machen, mehrere Faktoren zu berücksichtigen und mit den gewonnenen Erkenntnissen das Feedback individuell anzupassen. Die KandidatInnen fühlen sich dann gut abgeholt und nehmen die erhobenen positiven wie auch negativen Eigenschaften als objektiv richtig und fair wahr.